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Wenn Verständnis an Grenzen stößt – Gedanken nach einem Akt der Zerstörung
November 3, 2025
Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Vielleicht einfach so: Ich bin traurig. Und erschöpft. Und frustriert. Und verständnislos.
Heute kam ich in meine Praxis – und sah, dass der Metalltisch draußen eingedrückt, regelrecht zerstört war. Ein Tisch, der in den letzten Jahren so vielen Menschen Platz geboten hatte. Für eine kurze Pause, ein Gespräch, ein bisschen Sonne zwischendurch.
Ich habe diesen Platz immer gemocht. Er stand für das, was mir sichtig ist: Offenheit, Begegnung, ein Stück Gemeinschaft – mitten im Alltag.
Und jetzt ist da nur noch Leere.
Ich habe den ganzen Sommer über immer wieder aufgeräumt: Müll, Zigarettenkippen, umgestoßene Töpfe. Ich habe Aschenbecher ersetzt, Stühle wieder hingestellt. Ich wollte das Gute sehen. Wollte glauben, dass es nur „Einzelfälle“ sind.
Doch jetzt – wo Gewalt im Spiel war – spüre ich: Etwas in mir kippt.
Ich bin frustriert, ja. Aber vor allem bin ich verständnislos und enttäuscht.
Und das trifft mich, weil ich ein Mensch bin, der versucht zu verstehen.
Ich glaube ja immer noch daran, dass hinter jedem Verhalten ein Grund steckt – manchmal ein „guter“, manchmal ein Ausdruck von Schmerz, Wut oder Ohnmacht.
Aber was könnte der Grund hier sein?
Neid? Ärger? Überforderung? Oder Gleichgültigkeit?
Ich frage mich, was in einem Menschen vorgehen muss, um so etwas zu tun.
Nicht aus Anklage, sondern aus ehrlichem Interesse.
Denn ich weiß, dass Zerstörung oft mehr über innere Not erzählt als über reine Böswilligkeit.
Vandalismus ist selten nur „Zerstörungswut“.
Hinter solchen Handlungen steckt häufig ein tieferes Gefühl:
Ohnmacht, die sich Bahn bricht.
Wut, die keinen Platz hat.
Neid, der aus einem Gefühl des Mangels entsteht.
Oder das schlichte Bedürfnis, Kontrolle zu spüren, wo man sich selbst ohnmächtig erlebt.
Für den Außenstehenden ist das schwer nachzuvollziehen – vor allem, wenn man selbst gerade derjenige ist, der aufräumt, ersetzt und repariert.
Und trotzdem: Wenn ich mir einen Moment nehme, spüre ich auch Mitgefühl.
Nicht für die Tat – aber vielleicht für den Schmerz dahinter.
Aber was ist der gute Grund?
Diese Frage nach dem warum lässt mich nicht los.
Was war hier der gute Grund?
Vielleicht gibt es keinen, den ich akzeptieren kann.
Vielleicht war es schlicht Gleichgültigkeit – ein „Ist doch egal, ist ja nicht meins.“
Aber vielleicht war es auch Ausdruck eines inneren Chaos, das irgendwo hinmusste.
Ich weiß es nicht.
Und genau das macht mich traurig – dass wir in einer Gesellschaft leben, in der so viel Frust und Unverständnis in Handlungen münden, die trennen statt verbinden.
Mein Fazit
Ich habe heute alles hereingeholt – die Tische, die Stühle, die Pflanzen.
Es sieht leer aus. Und es fühlt sich leer an.
Aber vielleicht ist dieser Moment auch eine Einladung, wieder bewusster hinzusehen:
Wie gehen wir miteinander um?
Wie sehr achten wir auf Räume, die uns allen gehören?
Und wie schnell vergessen wir, dass hinter allem, was wir tun, Menschen stehen – mit Gefühlen, mit Hoffnungen, mit Grenzen?
Ich wünsche mir, dass wir wieder mehr hinschauen.
Mehr miteinander reden, bevor etwas kaputtgeht.
Mehr Verständnis wagen – ohne alles entschuldigen zu müssen.
Denn nur, wo wir uns sehen, kann Verbindung entstehen.
Und wo Verbindung entsteht, hat Zerstörung keine Chance.

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